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Veröffentlicht am 24.09.2023

Fotoreportage: Ian Breck Stewart

Der Fotograf Miguel Angel Castillo hat sich mit seinem Blick und seiner Perspektive an dem Projekt Bochum - Stadt der Vielen beteiligt. Als Teil seiner Beiträge hat er diese Fotoreportage mit dem Musiker Ian Breck Stewart gemacht.

Erste Zeit in Deutschland
Ian Breck Stewart wurde 1955 in Regina, Kanada geboren und kam als Bassist nach Deutschland. Er lebt nun mehr als 30 Jahre lang in Bochum und spielte bei Starlight Express.  

Vor 32 Jahren kam er nach Deutschland, um für das Musical CATS in Hamburg zu spielen. Damals bewarb er sich auch bei Starlight Express. Er wurde angenommen und lebt seither in Bochum.  

Als er in Bochum ankam, hatte er nur zwei Koffer und sonst nichts. Er musste die ersten sechs Wochen auf dem Boden der Wohnung bei einem befreundeten Perkussionisten schlafen. Die Abmachung zwischen ihnen war, dass Ian für diesen Gefallen die Wohnung seines Freundes streichen musste. Auf diese Weise bezahlte er seine ersten Wochen in Deutschland. Dann hat er mit etwas Glück eine Wohnung gefunden und von da an entwickelten sich die Dinge zum Positiven.

In Kanada
Ian war Musiker in Kanada, aber die Chancen, als Musiker in Kanada einen guten Job zu bekommen, sind sehr gering. Ian war schon immer ein abenteuerlustiger Mensch: Neue Kulturen und Menschen kennen zu lernen, war schon immer sein Antrieb. Sein ursprünglicher Plan war es eigentlich, in Hamburg zu spielen und dann eine Woche lang Skifahren zu gehen. Aber dann bekam er den Job bei Starlight Express.

Was ich vermisse:
„Die Natur! Obwohl es in Deutschland relativ viel Natur gibt, gibt es in Kanada jedoch viel mehr und vor allem weniger Menschen!“  In Virginia wo Ian geboren ist, kann man in 45 Minuten mit dem Auto in die Natur fahren und man findet keinen Menschen mehr. Oder wenn man zu Fuß drei Stunden läuft begegnet man ebenfalls niemandem. Ian liebt Schnee, aber der Schnee in Deutschland ist nicht wie der in Kanada. „In Deutschland ist der Winter nasskalt, in Kanada ist er trocken, aber es gibt mehr Schnee.“


Integrationsprozess:
„Es war ein Kulturschock. In den ersten zwei Monaten habe ich nur Spaghetti Bolognese gegessen, denn das war das einzige Gericht auf der Speisekarte, das ich verstanden habe." Deutschland hat eine Kultur, in der Ordnung viel bedeutet. Das war ein großer Unterschied zu unserer Kultur. Ian ist der Meinung, dass alles in Ordnung ist, solange man nett zu anderen ist und mit ihnen lachen kann. Nette Menschen haben von Anfang an immer gewonnen, denkt er. Für ihn war es nicht schwer sich zu integrieren, denn er ist ein Mensch, der viel gereist ist und viele Menschen und Kulturen kennen gelernt hat.

Was bedeutet Deutschland für mich?
„Deutschland ist cool. Deutschland ist meine Heimat. Es ist jetzt mein Zuhause. Alle meine Freunde leben hier. Obwohl ich sehr oft nach Kanada fahre, fühle ich mich hier sehr wohl. Ich würde sagen, ich habe zwei Heimatländer: Deutschland und Kanada.“


Starlight Express: Der Jackpot für Musiker.
„Die Bedingungen für eine Festanstellung als Musiker sind wunderbar. Ich sage meinen Freunden in den USA, dass ich nicht in Deutschland bin, sondern im Paradies. In Kanada gibt es so einen Job nicht. Ich bin jeden Tag dankbar, dass ich hier lebe, denn alles ist fantastisch für mich. Ich habe über 8500 Shows für Starlight Express gespielt.“

Eine schlechte Erfahrung:
„Ich habe seltsame Menschen getroffen, die nicht nett zu Einwanderern waren. Diese Leute waren keine großen Fans von Migranten. Meiner Meinung nach haben diese Leute eine sehr eingeschränkte Sicht auf die Welt und sind deswegen so, wie sie sind.


Über Einwanderer, die nicht so viel Glück haben wie ich.
„Ich kann mich mit diesen Menschen identifizieren. Ich weiß genau, wie es ist, wenn man nirgendwo wohnen kann. Ich habe es erlebt, als ich mit zwei Koffern und sonst nichts hierher kam.  Ich hatte damals Glück, was aber nicht selbstverständlich ist, denn es gibt auch  Menschen in Deutschland, die kein Glück haben und  sehr schlechte Erfahrungen machen."


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Interview, Text und Fotos: Miguel Angel Castillo
Redaktion: Seda Sönmeztürk

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