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Veröffentlicht am 04.10.2023

Im Porträt: N. van der Meulen | „Hab mich natürlich angepasst, aber es war trotzdem ganz anders als in Holland.“

Unsere Teamkollegin Dina Purits hat mehrere Jahre für die IFAK im Bereich Geflüchtetenarbeit und Demokratieförderung gearbeitet und macht weiterhin ehrenamtlich bei Projekten der IFAK mit. Mit einer Gruppe von Frauen aus Hattingen engagierte sie sich zum Beispiel bei dem Projekt FrauenLebensWelten, welches von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wurde, um einen Dokumentarfilm über nach Hattingen migrierte Frauen zu drehen. Im Rahmen der Orga-Gruppe des Projekts lernten Dina und N. van der Meulen sich kennen und sind auch nach der Zusammenarbeit im freundschaftlichen Kontakt geblieben. Als Dina sich entschied, beim Projekt Stadt der Vielen mitzumachen, dachte sie direkt an N. als spannende Interviewpartnerin, da sie mit ihrer vermeintlich nahen Migrationsgeschichte aus Holland nach Bochum, Herne und Hattingen auch eine Besonderheit darstellt.

Im Porträt: N. van der Meulen | „Hab mich natürlich angepasst, aber es war trotzdem ganz anders als in Holland.“
von Dina Purits

N. van der Meulen wurde in Groningen, Holland geboren. Sie wuchs dort mit zwei älteren Schwestern und einem jüngeren Bruder auf. Als sie fünf Jahre alt war, zog die Familie in eine Stadt am IJsselmeer, wo N. ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Sie war dort viel in der Natur, sowohl am Wasser zum Schwimmen im Sommer, oder Schlittschuhlaufen im Winter, als auch in Wald und Heide.

Nach der Schule machte sie eine Ausbildung als Fremdsprachensekretärin und zog nach Utrecht, wo sie in diesem Beruf arbeitete. Nachdem sie ihren zukünftigen Ehemann Jupp 1968 im Urlaub kennengelernt hatte, entschied sie sich im Alter von 21 Jahren, mit ihm nach Deutschland zu ziehen. N. mietete ein Zimmer in Bochum-Harpen, der Stadtteil in dem auch Jupp mit seinen Eltern lebte. Sie fand ihren ersten Job in Deutschland am Ostasieninstitut an der Ruhr-Uni Bochum bzw. „RUB“. Später bekam sie eine Tochter und einen Sohn. Als die Kinder größer wurden, studierte sie an der FH in Bochum Soziale Arbeit und arbeitete viele Jahre in Bochum als Sozialarbeiterin, später in Hattingen.

N., 1968 mit ihrem späteren Ehemann Jupp im Sommerurlaub auf einer holländischen Nordseeinsel

N. Mitte der 1960er Jahre mit zwei ihrer engsten Freundinnen in Harderwijk

In Bochum gab es einige Herausforderungen für N., so war es zum Beispiel ein konservativer Vermieter, der immer wieder Druck machte, weil N. und Jupp nicht verheiratet waren, aber bereits zusammen wohnten. Gewöhnungsbedürftig waren auch die mit Kohlestaub überzogenen Häuser in Bochum, die so anders waren als die idyllische Natur am Ijsselmeer und die Grachten in Utrecht, welche ihr sehr fehlten.

N. erinnert sich an die politischen Diskussionen unter Studierenden, die sie auch mitbekommen hat, wie sie immer mehr politisiert wurde und  anfing, in Bochum auf Demonstrationen zu gehen, und unter anderem gegen erhöhte Straßenbahnpreise mit Sitzblockaden demonstrierte. Ihr politisches Engagement ist bis heute ein wichtiger Teil ihres Lebens. Auch als Mitte der 1970er Jahre N.s beide Kinder zur Welt kamen, knüpfte sie viele Kontakte mit anderen Eltern im unabhängig organiserten Kinderladen, eine freie Elterninitiative, von denen Bochum zu der Zeit mehrere gegründet wurden. Auch später hat sich N. immer wieder in unterschiedlichen Frauengruppen engagiert und 2015 das Internationale Frauencafe in Hattingen für geflüchtete und deutsche Frauen mitgegründet, wo auch das eingangs erwähnte Projekt FrauenLebensWelten entstand.

Im Videointerview berichtet sie von der anfänglichen Unsicherheit, was man in Deutschland sagt, wenn man auf der Arbeit ans Telefon geht, was trotz der geographischen Nähe in Deutschland an den Leuten hier ganz anders ist und wie sie lernen musste, mit der fehlenden Natur in den Städten im Ruhrgebiet klarzukommen.

Youtube-Link: https://youtu.be/Clizfve1aYM

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Interview, Text: Dina Purits
Video: Sören Meffert

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